7.2.21

Review: Verrat - Abgebrannt (2021)

In der letzten Woche kam mal wieder eine Scheibe aus dem Hause Save The Scene Records in die Bude geflattert - das Debüt-Album der Wiener Band Verrat. Ich habe mich schon im Vorfeld etwas mit der Band beschäftigt, weil die kleine Promowelle diesbezüglich natürlich nicht an mir vorbeiging. Verrat waren mir davor auf jeden Fall kein Begriff und auch wenn mich der Name wenig angesprochen hat, hab ich mir im Vorfeld mal die Demotracks auf der Bandcamp-Seite gegeben und stieß auf ganz solide deutschsprachige Punktracks mit Hardcore-Anleihen.

Etwas verwundert haben mich dann die Vergleiche mit Tragedy und Wolfbrigade, mit denen die neue Platte im Vorfeld beworben wurde. Die Parallelen erschlossen sich für mich, beim Hören der Demo, nämlich bei Weitem nicht. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden und schon nach den ersten Hörproben auf Youtube, musste ich feststellen, dass man mit Abgebrannt stilistisch scheinbar andere Wege einschlagen möchte und sich in Sachen Sound einiges getan hat. 
 
Die HC-Arrangements sind zum Großteil derbem Crustpunk gewichen. Das Schlagzeug, welches vorher schon amtlich verdroschen wurde, ist jetzt auf treibenden D-Takt getrimmt und die einst rotzigen Gesangparts, werden fortan nahezu ausschließlich gegrowlt zum Besten gegeben. Wer Wert auf gut verständliche Texte legt, dürfte hiermit seine Probleme haben, denn diese sind dadurch oft nur ansatzweise zu erahnen. Ich kann damit gut leben, vor allem wenn es musikalisch ordentlich zur Sache geht und das ist hier definitiv der Fall. Mit dem Vergleich zu den oben genannten Größen des Crustpunks, insbesondere zu Tragedy, tu ich mich ehrlich gesagt trotzdem schwer. Klar gibt es da gewisse musikalische Parallelen, eben durch den D-Beat und gewisse Gitarrenriffs. Ganz so dicht und atmosphärisch, wie bei den Crustpunks aus Portland, klingt das dann allerdings doch nicht. Aber muss es ja auch nicht. Schließlich hören wir hier ja auch Verrat aus Wien. Beim Blick auf die Texte, stellt man schnell fest, dass sich auch hier einiges verändert hat. Hat man bei der Demo noch ziemlich direkt gesellschaftliche Missstände angeprangert, sind die politischen Botschaften bei Abgebrannt dezenter und schwingen eher hintergründig in den sehr dystopischen Lyrics mit. Das wirkt für mich auch ziemlich passend, in Anbetracht des musikalischen Wandels. Durchhalteparolen oder mutmachende Floskeln gibt es nicht. Stattdessen desillusionierte Eindrücke einer düsteren Realität. Für gute Laune am Sonntag ist das ganz sicher nix. Verrat legst du eher auf wenn du wütend bist. Oder resigniert. Oder beides. Vielleicht also keine Mucke für alle Tage aber definitiv ein Brett, welches in gewissen Situationen den treffenden Soundtrack liefern kann.

Abgebrannt kommt im multicoloriertem Vinyl. Jede Platte ist ein Unikat. Neben den farbigen Platten liegen noch Aufkleber, ein Poster und ein Aufnäher dabei. Ich find so kleine Gadgets immer sehr cool. Das Album wäre mit den 6 Tracks, in knappen 17 Minuten, auch gut auf einer 10" Platte gekommen.


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