5.2.21

Review: Toylettes - Spätsommer im Luftkurort (2020)


Im Sommer letzten Jahres haben die Toylettes ihr lang erwartetes zweites Album in Eigenregie veröffentlicht. Endlich. Selten sehne ich neue Veröffentlichungen einer Band in diesem Maße herbei. Seit ich die Toylettes zum ersten Mal auf der Bühne des legendären Punx Picnic in Neubrandenburg live gesehen habe, zählen die 4 sympathischen Punx aus Berlin & Potsdam zu meinen absoluten Lieblingskapellen der letzten Jahre. Das coole Teil erschien ausschließlich als Tapeversion, im liebevoll zusammengestellten DIY-Artwork mit (wiedermal) ganz vielen kleinen, netten Zigaretten. Das macht optisch auf jeden Fall was her. Eine Vinyl-Version hätte mich persönlich trotzdem arg gefreut aber man kann bekanntlich nicht alles haben. Die Freude über das neue Album wurde leider etwas durch die Ankündigung gedämpft, dass mit Spätsommer im Luftkurort die Ära der Toylettes ihr Ende findet, was natürlich sehr schade ist. Da es mir leider nicht möglich war, eines der „Abschiedskonzerte“ zu sehen, erwarte ich jetzt einfach ganz hoffnungsvoll eine baldige, pompöse Reunion mit remastertem Best Of-Album und Hallenkonzerten für 20 Tacken.

Spätsommer im Luftkurort ist von vorne bis hinten ein würdiger Nachfolger des exzellenten ersten Albums und der nicht minder gelungenen Achtzigertyp EP. Direkt nach dem einleitendem BumBumTschak beim Opener Agenten im Lüftungsschacht, muss ich mich förmlich zusammenreißen nicht direkt meine dilettantischen Tanzeinlagen preiszugeben. Stilistisch und soundtechnisch ist das genau so, wie man es von den Toylettes eben erwartet. Sympathisch rumpelig, eingängig und in wunderbar schlichter Aufnahmequalität. Alleinstellungsmerkmal: Der von allen Bandmitglieder*innen dargebotene facettenreiche Gesang, welcher ordentlich Abwechslung ins musikalische Geschehen bringt und gut platzierte Synthiemelodien. Musik die man unzutreffenderweise in die früher 80er einsortieren könnte, ein direkter Vergleich zu anderen Kapellen aus dem Sektor Punk mit NDW-Einschlag kann ihnen allerdings nicht gerecht werden. Der Überhit Bernd das Schwein war vor einiger Zeit schon auf der seltsam anmutenden Plattform Soundcloud veröffentlicht worden, und hat nun zum Glück seinen wohlverdienten Platz auf dem Album gefunden. Starker Song, mit absolut genialen Lyrics, was auch beim darauffolgenden Stück Die Tat der Fall ist. Anschließend malt Bassist Daniel, mit vokaler Unterstützung von Lisa, ein Selbstbild als Pistazie und überrascht mich ein mal mehr mit einem erstklassigen Song. Ich habe das Stück im Vorfeld schon ein paar mal live gehört und eine Aufnahme sehnlichst erwartet. Appetit durfte man schon auf dem sehr interessanten No Way Back Sampler hören und auch das Schlusslicht Du dressierst mich ist schon etwas älter und erfuhr sein erste Release auf dem Verboten In Deutschland Vol. 2 Sampler, welcher übrigens noch mal um einiges besser als der Vorgänger ist. Beides wirklich großartige Songs und zusammen mit Warum wohl meine Highlights dieses Tapes.

Mit Spätsommer im Luftkurort ist der Band eindeutig das sprichwörtliche i-Tüpfelchen ihrer Diskografie gelungen und ich kann das Ding einfach nur wärmstens empfehlen. Für alle, die wie ich ein Faible für Synth-Punk haben, ist das Pflichtstoff. Wie es aussieht gibt es sogar noch Exemplare bei der Band zu kaufen. Checkt dafür mal deren Bandcamp aus.


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