25.2.21

Review: Schubsen - Sprachfetzen (2021)


Am 26. Februar erscheint die neue EP von Schubsen und wem sich beim Bandnamen, wie mir, auch erst mal ein paar Fragezeichen auftun, dem sei gesagt, Schubsen sind gar keine so neue Band und Sprachfetzen ist bereits ihre dritte Veröffentlichung. Den Bandnamen find ich super, hätte da musikalisch aber doch auf eine andere Musikrichtung getippt als Post-Punk. Nun hatte ich also die Ehre schon vor Release ein Ohr zu riskieren und wie so oft in letzter Zeit möchte ich bei 6 Songs auf einer 12“-Platte erst mal „Ressourcenverschwendung“ schreien. Ist denn das schöne 10“-Format wirklich so aus der Mode gekommen? Na gut, sehe ich einmal öfter drüber hinweg und schau mir das gute Stück mal etwas genauer an. Zuerst fällt mir direkt das tolle Coverartwork ins Auge. Das ist wirklich wunderschön geworden und genau mein Stil. Verantwortlich dafür zeichnet sich übrigens Lisa Closer. Definitiv eine gute Ansprechpartnerin wenn es um Design geht, wie hiermit eindrucksvoll bewiesen wird. Das muss an dieser Stelle einfach mal erwähnt werden.

Musikalisch gibt es auf Sprachfetzen hauptsächlich treibenden Post-Punk, der mir durchaus zu gefallen weiß. Ruhige Passagen sind gut platziert und werden nicht künstlich in die Länge gezogen, um einen sentimentalen Gemütszustand herbeizuführen. Es gibt Vertreter*innen dieses Genres, die damit maßlos übertreiben und bei mir dadurch höchstens ein Gefühl der Langeweile hervorrufen. So nicht hier – instrumentell baut sich das schön auf, ist angenehm abwechslungsreich und kann mich echt überzeugen, auch wenn ich Post-Punk nicht unbedingt zu den Spielweisen zähle, die ich mir jeden Tag geben könnte. Die Stichworte der EP sind Sprache bzw. Kommunikation, wobei das auf mich textlich dann doch zum Großteil ziemlich verkopft wirkt. Ich verstehe jedes Wort, kann den Zeilen auch beim Hören gut folgen und weiß am Ende der Songs meist doch nicht, was mir Schubsen jetzt genau sagen möchten. Ist das der oft gelobte Interpretationsspielraum? Bin ich einfach zu dumm? Macht mir gar mein Aufmerksamkeitsdefizit ein Strich durch die Rechnung?  Fragen über Fragen. Ich weiß es nicht und möchte an dieser Stelle aus dem Lied Marode Silben zitieren. „Die Sprache, die ihr sprecht, ist die Sprache, die ihr lebt, ist der Abdruck den ihr vorgebt, der Ausdruck den nur ihr versteht.“ Auch gesanglich bin ich leider irgendwie nicht abgeholt und kann nicht mal erklären warum genau das so ist. Sowohl die Stimmfarbe, als auch die spezielle Art und Weise des Gesangs, gehen bei mir persönlich leider einfach nicht gut ins Ohr. Ausnahmen bilden hier die Songs Auftakt des steten Endes und Zwingende Aussicht, bei denen Musik und Interpretation des Textes sehr stimmig wirken und gut ineinandergreifen. Dass ich mit Sprachfetzen aber doch nicht ganz warm werden kann, liegt vielleicht auch daran, dass des Öfteren mehr gesprochen wird, als wirklich gesungen. Damit tu ich mich immer ein bisschen schwer und es gibt tatsächlich nur wenige Bands die mich mit diesem Stil wirklich überzeugen können. Das klingt jetzt vielleicht negativ aber das hier ist ja deshalb keine schlechte Scheibe. Es gibt definitiv genug Leute, die mit Sprachfetzen voll auf ihre Kosten kommen dürften und auch wenn ich nicht dazugehöre, ist diese EP der (studierten) Post-Punk bzw. Indie-Rock-Sektion doch ans Herz zu legen. Wer sich dazu zählt, sollte der Platte unbedingt eine Chance geben.

Sprachfetzen erscheint auf Swing Deluxe und kommt schlicht im schwarzen Vinyl. Wie oben schon erwähnt – Aufmachung gefällt mir sehr und auch soundtechnisch wurde von einem gewissen Lolo Blümler (IronBar Studios Darmstadt) ein gutes Händchen bewiesen. Kann man nicht meckern. Pluspunkt gibt es außerdem noch für die gefütterte Innenhülle, eine Sache, die viel zu oft vernachlässigt wird.

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