1.12.20

Review: Hausvabot / One Step Ahead Split (2020)


Achja, die schönsten Geschenke sind aus Vinyl. Im Sommer kurz nach Erscheinen wurde diese EP in meine Hände übergeben und in erster Linie war ich überrascht, dass es tatsächlich mal neuen Stuff von Hausvabot gibt. Ist ja tatsächlich schon ziemlich lange her. 9 Jahre um genau zu sein. Früher hab ich die Band mal sehr gefeiert, wenn auch die Alben erst Jahre nach ihrem Erscheinen den Weg in meinen Gehörgang gefunden haben. Bin halt noch jung und vital. Die Alben Friedhofsdesateure und Feuertaufe waren absolut geile Deutschpunkscheiben und vor allem fand ich es geil dass die Band immer sehr politisch war und sich mit Hits wie Verrat oder Zu breit klar vom Ficken-Saufen-Deutschpunk abgrenzte. Komischerweise ist die Welches Leben LP von 2011 dann komplett an mir vorbeigegangen. Da hab ich Nachholbedarf, den ich schnell beseitigen sollte und werde, denn die neuen Songs sind echt cool und machen Bock auf mehr. Beide Tracks liefern ziemlich fett produzierten Punkrock der härteren Gangart, während man textlich einen kritischen Blick auf kapitalistische Verwertungslogik und eine Alle-gegen-Alle-Mentalität innerhalb der Leistungsgesellschaft wirft. Wichtige Themen, welche hier gut beleuchtet und musikalisch im typischen Hausvabot-Stil, gespickt mit dem ein oder anderen Kniff, schön unterlegt werden.

Auf Seite B kommen dann die Leute von One Step Ahead zu Wort. Soundtechnisch ebenfalls ziemlich dick, passt das auf dieser EP wie die Faust auf's Auge. Zum Punk kommt hier eine ordentliche Portion Hardcore oben drauf. Optimal Effizient schlägt textlich in eine ähnliche Kerbe wie der Ellenbogencheck von Hausvabot und mit Wer ist die Gefahr wird mit dem (sächsischen) Verfassungssch(m)utz abgerechnet. Die Band tauchte mit unter anderen Dr. Ulrich Undeutsch, East German Beauties und Endstation Chaos im Verfassungsschutzbericht 2018 auf und klagte erfolgreich gegen die Erwähnung, denn surprise, hatten Präsident Gordian Meyer-Plath und sein verkacktes Landesamt keinerlei Beweise für angeblich verfassungswidrige Positionen der Band. Der Song thematisiert die erwiesenen Verstrickungen der Behöre in neonazistische Strukturen und kommt zum folgerichtigen Entschluss: "Unreformierbar zwischen Willkür und unkontrollierter Macht, als letzte Konsequenz gehört der ganze Laden abgeschafft". Wenn auch die Materie keine neue ist, an Aktualität fehlt es ihr nicht und das wird so schnell auch nicht passieren, denn gefühlt zieht kein Tag ohne neuen Skandal in den deutschen Sicherheitsbehörden ins Land. Wirklich ein absolut geiler Song mit Ohrwurmcharakter und wahrscheinlich auch ein Kracher im Liverepertoire der Band.

Bleibt zu hoffen dass von beiden Bands bald noch was nachkommt. Die EP ist auf 300 Exemplare in schwarzem Vinyl limitiert und erschien auf Save The Scene und Riot Bike Records. Das Artwork kommt von Geiznering Design, der dafür ja bekanntermaßen ein gutes Händchen hat. Sieht schick aus, wie immer.

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