19.12.20

Review: Eastie Ro!s - The Peel Sessions (2020)

 
Nun, auch wenn man 2020 wenig Gutes abgewinnen kann, so gab es dieses Jahr zumindest musikalisch doch wirklich wenig zu meckern. Man denke an die aktuelle Pisse LP oder das Abschiedsalbum der fulminanten Toylettes Spätsommer im Luftkurort. Nimmt man's genau bin ich auch erst durch letztere Combo überhaupt auf die Eastie Ro!s gestoßen. Der Name fiel in einem Gespräch über aktuell noch existente Bands, die man sich unbedingt mal reinziehen sollte. Ich bin heute noch dankbar für diesen Geheimtipp, der ja gar keiner war, denn bis dato hatten die Berliner schon zwei Alben und zwei absolut geniale Split-EP's mit The Hitchhickers und P.U.F.F. rausgehauen und das dritte Album Achtung Stress! stand bereits in den Startlöchern. Naja, in Vorpommern kommt bekanntlich alles ein bisschen verspätet an und so hab ich mich halt ein paar Jahre später am genialen Output der Band erfreut. Aber genug der persönlichen Hintergründe betrefflich der Band und hin zum eigentlichen Thema: Die (jetzt auch schon nicht mehr so richtig) aktuelle Scheibe der Truppe.

Die 10" schwarzes Polyvinylchlorid, sind in originalgetreuer Optik der namhaften Peel Sessions gehalten. Vielleicht ein letzter Wunsch des namensgebenden und bereits 2004 verstorbenden DJ's und Radiomoderators John Peel? Eher nicht, aber eine nette Hommage in jedem Falle. Soundtechnisch kommt die Session wieder etwas mehr Lo-Fi als die Vorgänger-Scheibe daher. Gefällt mir super. Ich bin mir unsicher ob's daran liegt, dass vielleicht stilecht live eingespielt wurde!? Einige Passagen ließen mich dann aber doch dran zweifeln. Egal. Das wirkt alles in allem sehr dynamisch und greift gut ineinander. Aber in sich stimmige Punksongs am Ende auch als großes Ganzes rund wirken zu lassen, haben die Eastie Ro!s ja sowieso auf ihre eigene Weise perfektioniert. So ist wieder jeder der sechs Songs erwartungsgemäß ein eigenständiges Bravourstück geworden und fügt sich letztlich bestens zu einem weiteren großartigen Release in ihrer Diskografie zusammen. Der klare Sound der Gitarre ist wieder sehr vordergründig und wird von Bass und Schlagzeug gut getragen. Ein paar kleine effektive Soli runden die Sache ab. Das dürfte auch den noch so gebrechlichen Altpunk mit Rückenschmerzen und Raucherlunge zum smoothen Pogo animieren und in Erinnerungen schwelgen lassen. Musik wie aus der Zeit gefallen, ein Abstecher in die frühen Achtziger sozusagen, aber dennoch absolut authentisch rübergebracht und textlich mit kritischem Bezug zur Gegenwart. Hierbei verzichtet man wie gewohnt auf spießig erhobene Zeigefinger und liefert viel mehr augenzwinkernde Zustandsbeschreibungen des ganz normalen gutbürgerlichen Wahnsinns. Der Gesang schlägt sich wie gewohnt sehr eigen auf den Gehörgang nieder und besticht zusätzlich mit bestens platzierten Backgrounds, was mir immer mal wieder ein Grinsen auf die Lippen gezaubert hat. Geil. Passiert selten.

Definitiv eines der besten Releases in diesem Jahr und wer es noch nicht getan hat, sollte sich das Teil mal ganz schnell durch die Ohren jagen. The Peel Sessions kam wieder über das sympathische Label Tomatenplatten raus und ist in einer Auflage von 300 Exemplaren erschienen.

Keine Kommentare: