Die selbstbetitelte Scheibe von Anschlag hat jetzt mehrfach die Runde auf dem Teller gemacht und alles in mir schreit: Alarmsignal. Schon bei der Bekennerschreiben EP schwirrten mir die Parallelen durch den Kopf, von der es mit Es brennt und Revolution, zwei Titel auch nochmal aufs aktuelle Album geschafft haben. Letzterer Song hat sich im Laufe der Zeit auch noch etwas verändert. Ich bin mir unsicher ob ich das nun gut oder schlecht finden soll, dass ich mich so dermaßen an eine andere Combo erinnert fühle. Glücklicherweise ähnelt der Stil aber vor allem älteren Releases der Deutschpunx aus Celle, die ich selbst auch sehr gefeiert habe und die mich in meiner Punksozialisation sehr geprägt haben.
Am besten gefallen mir
Anschlag mit treibenden Rhythmen wie es zum Beispiel bei Fundament
oder Trockener Nationalist der Fall ist. Da geht’s wirklich
ordentlich nach vorne und wenn das Schlagzeug aus allen Rohren
ballert sehne ich mich nach einem verschwitzten Pogokreis. Das Tempo
ist aber auch bei den meisten anderen der insgesamt 13 Tracks (inklusive Intro) angenehm auf Zack. Überhaupt kann
ich mir alle Songs der Platte sehr gut live vorstellen, nicht nur
aufgrund der tanzbaren Mucke, sondern auch weil die Texte durchweg
zum Mitgrölen einladen und geneigte Punx auch noch nach dem fünften
Bier textsicher sein dürften. Vertraute Reimschemata und die
direkten, hauptsächlich politischen Texte machen’s möglich und
plakative Refrains, vorgetragen im fetten Chorus, tun ihr übriges.
Hier gibt’s keine Schüsse um die Ecke. Anschlag feuern einfach
durch die geschlossene Tür, ohne Schalldämpfer und ohne rätselhaft
anmutende Textpassagen. Deutschpunk wie aus dem Märchenbuch.
Irgendwie geläufig, selten überraschend aber ohne Frage ein durchaus gutes
Album, welches keine
nennenswerten Ausfälle zu verzeichnen hat.
Die Tracks
wurden bereits 2017 aufgenommen, haben an Aktualität dadurch aber
(leider) nichts eingebüßt. Antifaschistischer Punk gegen
Deutschland, Bullen und Rassist*innen ist halt zeitlos. Vinyl kommt
im traditionellem Schwarz, mit Aufnäher und Textblatt. Das Cover wurde von
Angry Bird Design entworfen. Beim Motiv tippe ich mal auf's 1937
verunglückte Hindenburg-Zeppelin. Ein in Flammen stehendes
Aushängeschild der deutschen Luftfahrt im Nationalsozialismus -
kann man schon machen, ist cool. Vielleicht lehn ich mich aber auch
zu weit ausm Fenster und irre gewaltig. Abschließend ist zu sagen:
Wer was mit deutschsprachigem Politpunk im Stil der 2000er anfangen kann, sollte
schleunigst zugreifen und wird höchstwahrscheinlich in keinster Weise
enttäuscht sein.
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