6.12.20

Review: Blitzkrieg - Ohne Zukunft (1981/2020)

 
 
Blitzkrieg sind an mir, trotz meiner großen Begeisterung für deutschsprachigen Punk der Achtziger, immer etwas vorbeigegangen, was ich mir gar nicht so richtig zu erklären weiß. Gut, Frisch aus England und Tot Geboren waren mir durch den Soundtracks zum Untergang Sampler ein Begriff, viel mehr ist bei mir aber tatsächlich nicht hängengeblieben. 

Die Band existierte von 1978 bis zum Anfang des Jahres 1982. Im Jahr '81 veröffentlichten sie ihre erste und einzige EP namens Ohne Zukunft mit 9 Tracks, welche im Jahr 1994 noch einmal über Lost and Found Records auf CD wiederveröffentlicht wurde und zusätzlich alle (Live)Sampler-Beiträge enthielt. Nach Blitzkrieg riefen einige Mitglieder die deutlich bekanntere HC-Punk-Kombo Boskops ins Leben. Nun brachte Twisted Chords die Scheibe als multicoloriertes Doppelvinyl wieder an den Start und ruft mir die Band wieder ins Gedächtnis. Dabei wurde viel Liebe zum Detail bewiesen und außerdem gibt’s neben Fotos und Texten, für Nichtwissende wie mich, noch einen ganzen Haufen Infos zur Band. Aufmachung – erste Sahne!

Blitzkrieg spielten rauen, zum Teil dilettantisch anmutenden Punk, was nicht als Kritik zu verstehen ist, denn hier wurden eben vor allem Wut und Aggressionen kanalisiert und auf Talent geschissen. Das ist gut und weiß mir vor allem auch soundtechnisch wirklich sehr zu gefallen. Außerdem geht's oft schnell zur Sache und die Band huldigt mit Songs wie Avantgarde, Unmodern und Punk desöfteren die härtere Gangart und macht deutlich dass man mit Disco, Jazz oder (seitens der Band) verhasster NDW-Mucke nicht viel anzufangen wusste. "Wir scheissen auf Avantgarde und auf die Neue Welle – Was wir wollen is das Schnelle!" Ja, die Texte sind zum Großteil schlicht und plakativ, wobei ich positiv anmerken muss dass hier nicht kramphaft versucht wurde auf alles einen scheiß Reim zu finden. Einiges kommt mir aber, auch für damalige Verhältnisse, doch ein wenig zu phrasenhaft daher. Ich erwarte hier ja keine großartig differenzierten Texte oder eine durchweg politisch korrekte Wortwahl, klar. Was mir aber (nicht nur bei Blitzkrieg) schon immer auf die Nerven ging, sind so Songs wie Aus – Vorbei, bei denen man sich über drogensüchtige Menschen auskotzt, anstatt die Wege in die Sucht zu hinterfragen oder dabei die psychischen und sozialen Faktoren zu berücksichtigen. Aber wie gesagt, da ist bzw. war die Band kein Novum. Der absolute Tiefpunkt ist für mich dann Teen Dream. Logisch, Groupie-Gehabe ist übel nervig und das kann man auch wirklich scheiße finden aber wenns dann auf Nebensächlichkeiten wie das Aussehen oder Körpergewicht hinausläuft ist das einfach ziemlich billig. Kann weg der Song! Da ist der grausame Text zu Punkie '81 fast schon geschenkt. Dieses Kidpunk-Bashing hab ich noch nie gecheckt. Jetzt ham wir den Salat und in ein paar Jahren ist Punk ein verrotteter Haufen alter Säcke. Geil. Aber es gibt natürlich auch Tracks die mich voll abholen und die ordentlich was zu sagen haben – hier seien Tot geboren, Szene oder der Titelsong Ohne Zukunft erwähnt. Tracks gegen Bullen und Arbeit sind gleich mehrfach vertreten und gehören ja auch auf jede gute Punkplatte – cool! Also, einige Songs können echt was und deshalb leg ich die Platte(n) auch gerne auf. Achso, fast vergessen – etwas mehr als die Hälfte der Tracks sind wie auf der CD von '94 Liveaufnahmen aus der "Korn", dem "KZ36" oder aus'm Proberaum, allerdings in wirklich passabler Qualität. Ein Fan von Re-Releases mit extra draufgepackten Konzertmitschnitten werd ich trotzdem nicht. Scheibe gibts noch – checkt dafür Twisted Chords aus.

Keine Kommentare: