UP THE PUNKS: Euer neues Album "Alles ist vergänglich" ist am 07.12.12 erschienen. Wie waren so die Tage im Studio? Wars stressig oder lief das alles ganz ruhig ab? Gab's irgendwelche Unterschiede bei den Aufnahmen zum neuen Album, im Gegensatz zu den älteren?
Kühn: Nee war wie immer... Studio ist immer sehr ruhig und konzentriert, trotz Bier...
Steff: Das nimmt wahrscheinlich jeder anders wahr. Anfangs ist man heiß und kann es kaum erwarten, dann beim Einspielen mündet die Konzentration bei mir auch gerne mal in innerlichen Stress, vor allem, wenn etwas nach mehrmaligen Versuchen nicht klappt. Und beim Abmischen, wenn der Song dann irgendwann den gefühlten hundertsten Durchlauf erreicht hat, kann´s sogar schon mal Nerven - aber alles im allem lassen wir es sehr unstressig angehen und die Vorfreude über das Endprodukt schluckt ohnehin jegliche Turbolenzen.
UP THE PUNKS: Wie ist bisher so die Resonanz, bei den Hörern? Gab's viel Lob oder auch Kritik? Oder gibts sogar etwas was ihr im Nachhinein noch verändern wollen würdet?
Steff: Die Resonanz ist bis zum Zeitpunkt dieses Interviews durchweg positiv, aber natürlich wird da neben Lob auch noch Kritik eintrudeln. Ist aber auch o.k., kann ja auch konstruktiv sein und wir wollen und können ja auch nicht jeden Geschmack treffen.
Kühn: Lieder sind nie ganz fertig find ich, darum fallen mir jetzt wo ich die Aufnahmen hör immer noch Sachen ein, die wir hätten besser/anders/gar nicht machen können.
UP THE PUNKS: Wie liefen bei euch die Vorbereitungen ab? Schrieb jeder seine Songs alleine für sich und stellte sie dann den Anderen vor oder setzt ihr euch beim Songwriting zusammen an einen Tisch und schreibt gemeinsam die Texte?
Kühn: Nein wir schreiben alle unsere texte allein im stillen Kämmerlein...
Steff: Hinzu kommt, dass wir längst nicht mehr alle aus einer Stadt kommen. Wenn wir uns zum Proben treffen, dann können wir diese Zeit einfach besser, intensiver und produktiver nutzen, wenn jemand schon einen fertigen Text + Melodie hat. Wenn wir uns dann vorher noch alle 4 einen Tisch setzen und komponieren würden, würde das viel von der für uns mittlerweile wirklich wertvoll weil selten gewordenen Probezeit in Anspruch nehmen. Außerdem hat man alleine zu Hause einfach mehr Ruhe, was für mich der wichtigste Aspekt beim Komponieren ist.
UP THE PUNKS: Wenn ihr in euren Liedern über einzelne Personen singt, wie zum Beispiel in "Herz trägt Trauer" oder in der ersten Strophe von "Grausame Realität". Kanntet ihr die Personen wirklich oder ist zum Beispiel "Manuela" nur ein symbolisches Beispiel für Menschen die nur noch den Suizid als Ausweg sehen?
Steff: “Herz trägt Trauer“ handelt tatsächlich von einer wahren Begebenheit. Diese Zeilen niederzuschreiben und anschließend zu vertonen war für mich eine wichtige Art der Trauerbewältigung.
Bulli: Auch "Manuela" gab es wirklich. Der Name wurde natürlich geändert um Freunde und Familie"zu schützen". Aber so was berührt natürlich total und ist einfach nur krass. Suizid ist niemals ein Ausweg, vor allem nicht, wenn es um Geld-/ Jobprobleme geht. Dafür gibt es Freunde und Familie die einem beistehen. Aber an diesem Lied, der nur Geschehenes vertont, kann man mal sehen, wie sehr der gesellschaftliche Zwang nach Job etc. einen treiben kann.
UP THE PUNS: Mir ist aufgefallen, dass ich von euch noch nie irgendwas auf Vinyl gesehen hab. Warum bevorzugt ihr die CD's? Gibt's da Gründe? Ich fänds persönlich erfreulich mal ne Platte von euch im Regal zu haben!
Kühn: Ich auch... es gibt ne Split 7'' mit Paradox, wo du 2 Sonx von uns hörn kannst... aber die neue gibts bald auf Platte... weil das mein Ziel war kann ich mich dann auch bald zur Ruhe setzen ;) ...
Steff: Beim Vorgängeralbum war schon ne´ Langspielplatte geplant, was sich allerdings wieder zerschlagen hat. Jetzt versuchen wir uns aber ranzuhalten und haben so gut wie alles unter Dach und Fach. Am 08.03. erscheint die Vinylversion vom aktuellen Album beim Leipziger Indie-Label SM-Musik.
UP THE PUNKS: Euer neues Album ist auf Antikörper-Export erschienen. Warum habt ihr die Zusammenarbeit mit Nix-Gut Records beendet?
Kühn: Oh dafür gibt's viele Gründe... aber der Tropfen der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, waren die Shirt-Drucksachen für Frei.Wild glaub ich... nichtsdestotrotz verstehen wir uns noch gut mit einigen Leuten von Nix Gut und wollen ihnen auch nich an den Karren pissen, das war einfach für uns so'n punkt wo wir gesagt haben ,och nööö'... mir persönlich gingen aber schon immer einige Bands, neben denen wir da abgedruckt sind, auf den Nerv.
Steff: Wir hatten zu Nix Gut immer ein sehr persönliches und freundschaftliches Verhältnis, doch hatten auch, wie Kühn gerade schon erwähnte, schon länger Probleme mit einigen Bands, die sich im Mailoder-Katalog wieder fanden und das auch oft angesprochen und kritisiert. Viel ändern konnten wir daran nicht, denn es stand nicht in unserer Macht, geschäftspolitische Entscheidungen zu beeinflussen. Wir haben diverse Entwicklungen kritisch beobachtet und dann schließlich die Reißleine gezogen. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass Nix Gut für unseren Werdegang als Band, gerade in der ersten Zeit, sehr hilfreich waren und wirklich viel für uns getan haben. Das werden wir bei aller Kritik im Hinterkopf behalten.
UP THE PUNKS: Wie lief jetzt die Zusammenarbeit mit Antikörper-Export. Fühlt ihr euch da gut aufgehoben? Und wie kams dazu? Habt ihr da einfach angefragt oder gehörn die Leute zu eurem Bekanntenkreis, so dass ihr da nicht lange fragen musstet?
Steff: Bekanntenkreis trifft es ganz gut. Unser Gitarrist Bulli betreibt dieses Label, deshalb fiel unsere Wahl auf Antikörper-Export. Es gab zwar auch noch andere Interessenten, was uns selbstverständlich sehr freute, aber bei AE sind wir einfach als komplette Band dichter dran, bzw. mittendrin statt nur dabei. Und aufgehoben fühlen wir uns dort bestens. Es ist im Vergleich zum Vorgängerlabel Nix Gut zwar ein kleines Unternehmen, bietet uns aber von Vertrieb bis Werbung sehr gute Möglichkeiten.
Bulli: Danke Steff ;- ) Für mich ist es wichtig, dass die Band und nicht mein Label (was auf jeden Fall für jeden der AE-Labelbands zählt!) im Mittelpunkt steht. Als wir als Band mit der Labelauswahl beschäftigt waren, habe ich den anderen natürlich gesagt, was ich als Label machen kann und was nicht und das 2-3 Labels auf der Liste das Album viel besser pushen und promoten können als ich und wo pro Veröffentlichung auf ein paar tausend Euro zurückgegriffen werden kann. Aber das ist halt ein "Musikbusiness" mit dem Antikoerper-Export nichts zu tun hat. Da ist alles DIY - nichts geht in meine eigene Tasche, alles geht in weitere Veröffentlichungen um andere DIY-Bands zu unterstützen. Verträge oder so was gibt es übrigens auch nicht.
UP THE PUNKS: Bei der Auswahl des Covers ist ja ne ziemliche Veränderung zu sehen. Wie kams zur Änderung des Schriftzugs und wie kamt ihr zu Coverbild? Sonst wart ihr selbst ja eigentlich immer abgebildet, diesmal ist da der Mann mit ner Piratenflagge! Gibts da einen bestimmten Grund?
Steff: Ich glaub einen bestimmten Grund gab´s da nicht. Bisher sind wir tatsächlich immer so verfahren, dass wir in irgendeiner Form (meistens von hinten) auf dem Cover abgebildet oder eingebunden waren, aber man muss ja auch mal mit alten Gewohnheiten brechen.
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