3.12.13

Interview: Contra


















CONTRA aus Neubrandenburg beantworteten mir ein paar kleine Fragen zu ihrer Band und ihrer Single Geliebt, Gehasst. Die Single gibt’s hier aufm Blog zum freien Download, so wie es sich auch gehört! Zieht euch das Ding runter und wer mehr erfahren will der liest!

Up the Punks: Erstmal, Jungs danke dass ihr euch bereit erklärt mir ein paar Fragen zu eurer Band zu beantworten. Erzählt mal. Wie lange gibt’s euch als Band, wann habt ihr euch gegründet und warum habt ihr euch dazu entschlossen Streetpunk zu spielen. Was treibt euch an?

Penker: Der Dank geht zurück, für das Interesse ein Interview mit uns zu machen. Also gegründet haben wir die Band im August 2007, mit der Besetzung: Chris (Gesang) / Penker (Bass) / Pat (Schlagzeug) & Micha (Gitarre, Gesang). Allerdings hat Micha die Band Ende 2009 verlassen und seitdem übernimmt Faust den Part an der Gitarre.

Pat: Hallo erstmal an alle Leser und selbstverständlich geht auch ein Dank von mir an Dich für die Einladung.
Vielleicht kennen einige da draußen noch unsere Projekte vor Contra bspw. Riot Bastards, mit dem Projekt begann schließlich unsere musikalische Laufbahn um 2003. Zwar in noch anderer Besetzung, aber dort wurde der Grundstein für Streetpunk gelegt, den wir noch heute spielen.
Streetpunk ist und bleibt zeitlos, auch wenn die Zeit die Straßen verändert, bleiben die Erlebnisse und Geschichten bestehen und es ist immer wieder schön zu sehen, das Leute auf den Konzerten entweder ähnliches erlebt haben oder einfach nur Anteil nehmen.
Das ist auch der Grund bzw. Antrieb jedes Mal aufs Neue auf die Bühne zu gehen und Uns und allen Anwesenden Spaß zu bereiten.

Faust: Ich war, Mitte des Jahres 2009, auf der Suche nach einer Band. Nach langem Umhören und Rumgefrage, wer noch auf der suche nach einem Quereinsteiger ist, hab ich schließlich mein Glück bei der Band Contra gefunden. Der Stil passt und mir gefällt das, worauf die Jungs aus sind.


Up the Punks: Wie bekommt ihr das Proben hin?. Habt ihr da eure festen Tage, wo jeder Zeit hat oder ist das immer unterschiedlich? Eine Arbeitsstelle oder sowas in der Art kann das ja ziemlich kompliziert machen.

Faust: Ist immer ein wenig schwierig, da die Entfernung dazwischen steht. Ich versuch aber mindestens einmal im Monat, mich mit der Band zusammen zu finden.

Penker: Wir haben erst vor kurzem einen neuen Proberaum gefunden. Bis Mitte des Jahres, waren wir im Underworld, bis die Stadt es dicht gemacht hat. Im Normalfall proben wir so 1-2mal im Monat. Da drei von uns auch öfter mal am Wochenende arbeiten müssen und Faust zudem in Oranienburg wohnt, bietet sich leider nicht häufiger die Gelegenheit.


Up the Punks: Wie sind die Aufnahmen zur Single GELIEBT, GEHASST abgelaufen? War das für euch komplett neu oder habt ihr schon mal so was in der Art gemacht?

Penker: Im Studio war von uns vorher noch keiner. Also absolutes Neuland. Ursprünglich waren die Aufnahmen für einen Sampler gedacht, der dann aber nie erschienen ist. Irgendwann haben wir uns dazu entschlossen, daraus eine Single zu machen. Es wäre schade gewesen, die Aufnahmen zu verwerfen.

Pat: Wie die Aufnahmen abliefen? … viel Bier, Schweiß und am Ende waren Wir froh das Resultat hören zu können, wenn auch ungemastert. Klar war die Enttäuschung groß als Wir erfuhren, dass der Sampler nie den Weg in die CD-Regale finden wird.


Up the Punks: Ist demnächst etwas größeres geplant? Beispielsweise ein ganzes Album?

Penker: Im Grunde planen wir schon seit längerem, ein Album zu veröffentlichen. Aufgrund von Rückschlagen (z.B. Umbesetzungen an der Gitarre / lange Zeit keinen Proberaum / fehlende finanzielle Mittel) blieb es uns aber bisher verwehrt, dieses fertig zustellen.
Geplant ist im Grunde immer einiges. Um die Wartezeit auf das Album zu verkürzen, erscheint im Januar eine Demo von uns, dass sich die Leute dann kostenlos runter laden können. Auch als kleinen Dank für den Zuspruch und Support. Zudem werden wir noch auf dem Sampler „No Way For Fascist Music“ vertreten sein. Dieser wird wahrscheinlich noch diesen Monat veröffentlicht.

Pat: So wie Penker schon sagt, planen Wir schon lange das Album im Studio einzuspielen denn die Songs, ca. 13 Titel, warten förmlich darauf endlich gepresst und nicht immer nur live gespielt zu werden.
Wir hoffen dieses Jahr noch einen neuen Proberaum beziehen zu können, sollte das geschehen nehmen Wir die Planungen fürs Studio 2014 wieder auf.


Up the Punks: Ihr kommt aus dem Raum Neubrandenburg. Vor gut einem Jahr hat dort ein sehr netter Laden seine Tore geschlossen, das Zebra. Auch das Underworld dient nicht mehr als Treffpunkt oder Probemöglichkeit, da das Gebäude einer Umgehungsstraße weichen muss. Wie steht ihr dem gegenüber? Kotzt es euch auch an, dass unsere Rückzugsmöglichkeiten geschlossen werden?

Penker: Wir kommen direkt aus Neubrandenburg ;) Die Schließung des Zebra, war doch schon ein herber Rückschlag für die Szene. Ja und es kotzt mich an, dass das Gebäude von einem christlichen Missionarsverein gekauft wurde. Generell wird in Neubrandenburg viel zu wenig für Kinder und Jugendliche getan. Die Stadt streicht großzügig die Mittel und lässt die Betroffenen dann auf der Straße sitzen.

Faust: Das ist echt beschissen, was die da abziehen. Alles wird geschlossen und dicht gemacht. Wir müssen immer wieder zusehen, wo wir uns niederlassen können. Es gibt in Neubrandenburg immer weniger Konzertmöglichkeiten und das ist in der Tat echt scheiße.

Pat: Es ist nicht ganz leicht, das Problem mit den Mitteln der Stadt zu beschreiben. Fakt ist, es ist noch viel schwieriger geworden für generell alle Vereine an Fördergelder zu kommen, viele meckern über die Stadt ohne wirklich zu wissen was die Ursachen für die Schließungen sind. Die Kreisgebietsreform hat Neubrandenburg am härtesten getroffen und die Jugend, Mittellosen und Bands sind die Leidtragenden. Man muss aber auch sagen, und damit meine ich viele Vereine/Clubs die in den Topf der Fördergelder griffen, dass sie nicht wirklich was sinnvolles für Jugendliche getan haben, häufig waren Clubs Mittel zum Zweck um Konzerte veranstalten zu können, es wurde privat angemietet und der Laden war voll. Jeder Verein/Club hat an sich gedacht ohne wirkliches Interesse an Jugendliche, die vielleicht mehr Interesse daran gehabt hätten andere Musik zu präsentieren, einen Proberaum oder einfach nur Federball spielen wollten anstatt Punkkonzerte zu besuchen. Es ist nicht so, dass ich es nicht schön fände, aber sich hinterher hin zu stellen die Stadt hat Schuld, ist mir zu einfach. Und klar, kotzt Mich die Situation an, es war Wahl und komischerweise sitzen wieder die Gleichen Holzköpfe im Bundestag, entweder es scheint niemanden zu stören oder es geht nur uns in Neubrandenburg so.


Up the Punks: Wie sieht es in Neubrandenburg sonst so aus? Gibt's oft Stress mit Faschos und wo sitzt man jetzt rum? Gibt's noch andere coole Läden in eurer Stadt außer das AJZ natürlich.?.

Penker: „Stress mit Faschos“ ist ein zweigeteiltes Thema. Es gibt einige Leute, die immer wieder mal Stress mit Nazi-Affen haben (z.B. der Vorfall am Reitbahnsee im Sommer) und auf der anderen Seite, gibt es auch einige, die davon nichts mitbekommen. Bei mir im Block wohnen zwar drei und ich sehe auch immer mal in der Stadt einen rumlaufen, aber in eine bedrohliche Situation bin ich zum Glück noch nicht gekommen. Aber es gibt hier durchaus Vorfälle. Immer wieder mal erzählt mir jemand, dass es Probleme gab.

Zwecks „coole Läden“: Naja, das Zebra wurde verkauft. Aus dem Tabulos ist das Mixtape geworden und das Underworld ist ja bekanntlich vor kurzem abgebrannt. Es gibt noch die Tabulos-Kneipe, aber zwecks Konzerte halt nur noch das AJZ. Es ist wirklich schade, was hier in den letzten Jahren so passiert ist. Früher konnte man teilweise auf zwei Konzerte an einem Freitag oder Samstag gehen und heute ist man dankbar über jede Möglichkeit die sich einem bietet.

Pat: Die Discos sind voll mit Faschos! Jeder weiß, das man die typische Hohlbirne nicht mehr offensichtlich auf der Straße sieht, wo groß auf dem Pullover Consdaple steht. Reibereien gibts immer mal wieder, zum Teil auch brutale Übergriffe, aber im Großen und Ganzen verläuft vieles im Hintergrund, an den Fäden ziehen längst andere.


Up the Punks: Auf der Single GELIEBT, GEHASST befindet sich der Song Mein Land. Ich persönlich war am Anfang deshalb etwas stutzig. Wie ist es dazu gekommen, diesen Song aufzunehmen? Wer hat ihn geschrieben? Gab es deshalb auch Kritik aus eurem Umfeld?

Chris: Heutzutage ist es nichts neues, dass die Leute jeden Song auseinander reißen und sich nur das raus suchen und so interpretieren wie es ihnen passt. Da sind wir nicht die einzige Band die das betrifft. Was wir mit dem Song ausdrücken wollten ist , dass wir halt alle hier in der Region aufgewachsen sind und wir hier viele schöne aber auch viele negative Seiten in Mecklenburg haben und wir diese versucht haben in den Text zu packen. Und für alle, die immer noch unsicher sind ,denen kann ich garantieren, dass wir gegen jegliche Art von Rassismus sind und sich dieses braune Pack von unseren Konzerten fern halten soll. Aber bevor wir Konzerte geben ,recherchieren wir sowieso die Lokalitäten, auf was für ein Publikum wir treffen und wenn es uns dubios vorkommt, dann gibt es eine klare Absage von uns.

Penker: Also Kritik gab es anfangs schon. Ich hab mich z.B. mit Leuten aus dem AJZ und einigen Konzertbesuchern darüber unterhalten. Da war halt anfangs das Thema: „Das ja scheiße. Wieso feiert ihr denn Deutschland so ab?“ Ich hab dann halt erklärt, dass es zum einen nicht um Deutschland sondern um Mecklenburg geht. Zum anderen, handelt der Song nicht davon, hier irgendwas abzufeiern und die große Patrioten-Fahne zu schwingen. Das Ganze ist mehr eine Reflektion. Wir zelebrieren hier nicht den gnadenlosen Stolz auf unsere Heimat, sondern zeigen uns auch kritisch, was die Situation in unserer Gegend betrifft (Textauszug: „Leider stirbt hier die Jugend aus, weil die Arbeit fehlt, in jedem Haus und dadurch wachsen viele Kreuze am Straßenrand“ oder „Wo die Faschos nerven, die keiner mag“).
Bis jetzt hat es eigentlich jeder verstanden, dem ich es erklärt habe. Viele mussten einfach nur den Text aufmerksam lesen, um zu begreifen, wie es gemeint ist. Jemand sagte mal, wir sollten den Songtext auf kleine Zettel drucken und vor dem Konzert verteilen, damit es von Anfang an keine Missverständnisse gibt. Und ich glaube kaum, dass wir gefragt worden wären, ob wir beim Punx Picnic spielen wollen, wenn das AJZ uns für eine Patrioten-Band halten würde. Kritik gibt es, mittlerweile sehr selten.

Pat: Penker trifft den Nagel auf den Kopf. Im Nachhinein hätte man den Song „Mecklenburg“ oder so nennen müssen, der Titelname „Mein Land“ war dann eher verstörend. Das ist ein Vorwurf den Wir uns gerne gefallen lassen. Konstruktive Kritik ist bei Uns immer willkommen alles andere lässt uns kalt.


Up the Punks: In Ordnung. Damit wäre meine Fragerei auch beendet. Ich wünsche euch auf eurem Weg als Band alles Gute und freu mich auf die Demo demnächst. Wenn ihr noch was los werden wollt, das letzte Wort gehört euch.

Contra: Wie gesagt, danke für die Möglichkeit. Wer mehr über uns erfahren und auf dem Laufenden bleiben will, der findet uns entweder bei Facebook oder bei Youtube unter "Contra Streetpunk" Dir ebenfalls alles Gute mit deinem Projekt. Bleibt neugierig und supportet eure Szene.

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